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Wieder was los bei Wollersheim

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Wenn ein grün-weißer Reisebus mit NRW-Kennzeichen vorm Puff steht – nein, dann ist das kein Betriebsausflug der Düsseldorfer Polizei. Mit dem Gefährt sollten die letzten der 379 Polizisten  eingesammelt werden, die mit 11 Staatsanwälten und 63 Steuerfahndern seit heute morgen um 6 Uhr eine Großrazzia im Düsseldorfer Rotlichtmilieu durchführten. Dort und in anderen Städten, unter anderem Voerde, Wuppertal, Gevelsberg, Neuss und Willich, selbst im rheinland-pfälzischen Boppard, wurden Wohnungen, Steuerbüros, Schließfächer und natürlich Rotlichtbetriebe durchsucht, diese alle in Düsseldorf. Betroffen waren bis auf eine Nachtbar an der Worringer Straße hauptsächlich Etablissements, für die Bert Wollersheim mit seinem guten Namen steht. In der Mintropstraße und natürlich an der Rethelstraße, wo der „Puff Daddy“ gleich drei Läden betreibt, waren die Beamten auch heute Mittag um 13:30 Uhr noch damit beschäftigt, Computer rauszutragen und Geld zu zählen. Aus zwei Safes, die aufgeschweißt werden mussten.

In den drei Betrieben an der Rethelstraße trafen die Beamten morgens noch auf mehrere Freier, auch auf einen, der sich  nahezu bewusstlos dort aufgehalten haben soll und sofort ins Krankenhaus gebracht wurde. Paradebeispiel für das, was den Betreibern und Mitarbeitern vorgeworfen wird, auch wenn draussen groß “Fürchtet euch nicht” an der Fassade steht:  Wenn die Kunden, meist ausländische Geschäftsleute,  entweder völlig betrunken oder mit Koks oder Ko-Tropfen willenlos gemacht worden waren, wurden zunächst Fotos von ihnen mit Champagner und mehreren Liebesdamen angefertigt. Danach sollen ihre Kreditkarten bis zum Tages-Limit durchgezogen worden sein, und am nächsten Tag gleich noch mal. Bis zu 20 Stunden sollen die Freier so vor sich hin deliriert haben, was laut Polizei lebensgefährlich für die Männer gewesen sei. Bei nachträglichen Beschwerden gab es: Fotos. Die Polizei sagt, ihr lägen einige Anzeigen Geschädigter vor, die Dunkelziffer soll aber hoch sein. Die Opfer, die das Geschehene wohl lieber vergessen würden und nicht Anzeige erstatteten, werden nach der Auswertung der Computer noch Besuch von der Polizei bekommen.

Der durch dieses Geschäftsmodel „erwirtschftete“ Gewinn, angeblich eine sechsstellige Summe im letzten Jahr, wurde, so Staatsanwalt Christoph Kumpa, zwischen den Chefs, den Wirtschaftern und den Damen aufgeteilt. Entsprechend die juristischen Vorwürfe: Raub, Erpressung, Betrug, Diebstahl, Bandendiebstahl, Körperverletzung, Drogenhandel, Geldwäsche. Sichergestellt wurden bei den Durchsuchungen Amphetamin, Kokain, Anabolika, Arzneimittel, sowie Viagra und ein paar Schlagstöcke. Es gab 11 Festnahmen, gegen fünf Personen, darunter auch Bert Wollersheim, wird morgen wohl der Haftbefehl verkündet, ist sich Kumpa sicher: Dafür sei derselbe Richter zuständig, der auch die Durchsuchungsbeschlüsse unterzeichnet habe.

Hauptbeschuldigter im Verfahren ist übrigens ein Thomas M. (47). Laut Szenekennern soll es sich dabei um einen wegen Gewaltdelikten vorbestraften ehemaligen Bordell-Wirtschafter handeln, der Haupt-Kommanditist der Betreiber-Firma ist. „Herr Bertram W. ist zwar auch Mitgesellschafter, diente aber eher als Aushängeschild für die Medien“, so Kumpa.

Sophia Wollersheim klang am Telefon heute ziemlich verstört, sie ist sich aber sicher: “Mein Mann ist unschuldig. Der hat so etwas nicht gemacht. Das widerspricht seinem Ehrgefühl, und das hat er nicht nötig. Da will ihm jemand etwas in die Schuhe schieben.”

Was dran ist an den Vorwürfen, werden die Ermittlungen zeigen. Erstaunlich ist der große Aufwand der Behörden für eigentlich “milieutypische” Straftaten im unteren Bereich. Von Waffen-, Drogen- oder Frauenhandel im großen Stil war heute jedenfalls nicht die Rede.


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